16. März:
Die Bundesregierung kündigt die weitgehende Schließung von öffentlichen Einrichtungen, Geschäften und vielem mehr an. Gottesdienste und kirchliche Veranstaltungen werden vorübergehend verboten.
Sachsen muss aber erst beschließen, dass dies im Freistaat auch umgesetzt wird. Deswegen halten wir an der geplanten Bibelstunde am Mittwoch fest.
Stefan hat vorsorglich schon mal einen Surfstick gekauft.
Und einen Tag später wird verkündet: Das kirchliche Versammlungsverbot gilt ab dem 19. März.
18. März:
Letzte Bibelstunde, sechs Leute sind es noch, darunter der Pastor. Wir schließen das Haus.
Stefan kündigt an, wir bereiten einen Gottesdienst für das Internet vor. Irmela sagt zu, zu helfen.
19. März:
20 Uhr: Stefan schreibt über einen Chat: „Ab 21 Uhr zeichnen wir den ersten Gottesdienst auf.“
Das wird sportlich. Matthias, Lena und Marcel sind da – spielen Musik ein für den ersten Onlinegottesdienst aus dem Haus der Hoffnung. Wir filmen mit der Videofunktion eines Fotoapparates und nehmen den Sound auch über die Kamera auf.
„Es ist Sonntag. Die Lichter sind an, die Technik hochgefahren. Es ist Gottesdienstzeit. Aber der Saal ist leer. Denn ihr seid nicht da ...“, so beginnt Irmela die erste Online-Gottesdienst-Moderation.
Woher die Predigt nehmen, war zuvor die Frage. Aber Gott plant vor. Er hat unserer Pastorin Madlen ins Herz gegeben, eine Andacht für den Sonntag auszuarbeiten und als Audiodatei und Text zu mailen.
Thema: „Wir haben einen Gott, der da hilft.“
Wir beschließen: Wenn Madlen einverstanden ist, nutzen wir diese Andacht.
21. März:
Madlen sagt ja und sagt zu, beim Gottesdienst generell mit uns zusammenzuarbeiten. Das gilt auch für unseren Pastor Henrik. Große Erleichterung! Das macht es für uns viel einfacher. Da die erste Predigt nur als Audio vorliegt, suchen wir Bilder raus, um sie zu untermalen.
22. März:
Sonntag - die Bläser musizieren auf dem Friedhof. Noch ist das erlaubt.
Und um14.30 Uhr läuft der erste Online-Gottesdienst aus dem Haus der Hoffnung, nicht als Livestream, sondern als Aufzeichnung. Parallel ist Ismael im Haus vor Ort, um für Menschen da zu sein, die die Schließung doch noch nicht mitbekommen haben. Aber an diesem Tag taucht niemand auf.
Über den Tag haben sich um die 100 Internetanschlüsse in den Gottesdienst geklickt. Es gibt erste Kommentare, Zustimmung.
Viele haben sich getraut, auch Leute zum Schauen einzuladen, die nicht oder selten zur Gemeinschaft kommen.
Es erreichen uns Anregungen: Schaut mehr in die Kamera, der Ton ist für Menschen mit Hörproblemen nicht ideal ...
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